Schiff ahoi

Text von Jessica Wirth
Bilder von Jessica Wirth

Die Flotte der SGV gehört auf den Vierwaldstättersee wie die Kappelbrücke nach Luzern. Ob das Schwimmen als Kind in den Wellen der Dampfer, vergnügte Stunden mit Freunden aus der Ferne oder die rauschende Silvestergala umgeben vom Lichtermeer: Die Schifffahrt hat Tradition und schreibt persönliche Geschichten.

Ich erinnere mich gut an den ersten August 2017: Wir feierten am Seeufer, als das Unwetter kam: peitschender Regen, drohende Wolken, Untergangsstimmung. In der Ferne zogen die grossen Schiffe der SGV vorüber, ungerührt von Blitz und Donner, beständige Lichterketten: Dieses vertraute Bild bedeutet für mich Heimat.

Die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee begann um 1300 mit der Eröffnung des Gotthardpasses. Als im 19. Jahrhundert die Gotthardstrasse gebaut wurde, erlebte der Transitverkehr einen Aufschwung und brachte den Tourismus in die Zentralschweiz. 1837 beförderte der erste Dampfer mit dem Namen «Stadt Luzern» Reisende von Luzern nach Flüelen. Mit Postkutschen ging es weiter nach Italien. Parallel dazu etablierte sich der Gütertransport, eine boomende Industrie. Mein Grossvater erzählte mir von Kühen an Deck, denen er als Kind vom Land aus zugewunken habe. Heute ist alles anders. Die Zeiten ändern sich.

    Lake lucerne sgv 4 beilage tavolago ag luzern
    Lake lucerne sgv 2 beilage tavolago ag luzern

Ein stetiger Fluss

Ich erlebe die Veränderung auf dem jüngsten Schmuckstück der grossen Flotte. Das klimaneutrale Kursschiff MS Diamant stach im Mai 2017 erstmals in See: mit grossen einladenden Glasfronten, edlen Materialien, einer stilvollen Bar auf dem Sonnendeck und Umweltbewusstsein: Für die Menge CO2, welche während der Fahrt ausgestossen wird, arbeitet die SGV mit der Initiative «myclimate» zusammen und unterstützt ein Klimaschutzprojekt in Uganda: Filtersysteme für sauberes Trinkwasser, wodurch die Abholzung der Wälder und der Gebrauch von Kohle vermieden wird. Ausserdem spart der Einsatz von Elektromotoren, welche sich während der Fahrt aufladen, bis zu 20% Diesel.

    Georg, verantwortlicher Schiffsführer MS Diamant
    Dieses grosse moderne Schiff zu steuern, ist ein erhabenes Gefühl.

Georg ist verantwortlicher Schiffsführer und begleitete den Bau des MS Diamant von Anfang an: Er kommandierte Testfahrten und Trockenübungen, erlebte die Schiffstaufe und die Jungfernfahrt. Der Kapitän schwärmt: «Dieses grosse moderne Schiff zu steuern, ist ein erhabenes Gefühl. Es besitzt den ersten hybriden Antrieb der Schweiz und bietet Platz für 1100 Gäste.» Neben sorgfältigem Design und nachhaltiger Energieeffizienz darf ein anderer wichtiger Aspekt auf hoher See nicht fehlen: das leibliche Wohl. Die Tavolago bietet frische regionale Snacks, abwechslungsreiche Getränke- und Speisekarten, üppige Bankette oder kulinarische Themenfahrten. Der Ursprung der Gastronomen liegt auf dem Vierwaldstättersee. Später eroberten sie mit diversen Betrieben und dem vielseitigen Service von Tavola Catering auch das Land.

    Lake lucerne georg ritter 2 beilage tavolago ag luzern
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Willkommen

Die Zusammenarbeit zwischen Schifffahrt und Gastronomie wird deutlich, bevor wir in Luzern ablegen: Kapitän Georg und seine Matrosen begrüssen gemeinsam mit Chef de Service Andrea und Koch Ferdinand die Besucherinnen und Besucher. Dies sei die grösste berufliche Veränderung, erzählt Georg: «Früher haben wir Güter befördert, Sprengstoff oder Milchkannen. Heute sind wir Gastgeber. Das Schiff ist transparent geworden, das Steuerhaus lediglich durch eine Glasscheibe vom öffentlichen Betrieb getrennt.» Die Nähe zu den Menschen stört nicht, im Gegenteil: «Zum einen liebe ich die Natur und die Abwechslung. Zum anderen kommuniziere ich gerne. Wir steuern das Schiff zu zweit im Wechsel. Während den Kontrollgängen bleibt oft Zeit für eine freundliche Geste, damit sich die Gäste bei uns wohlfühlen.» Georgs Weg bei der SGV begann vor dreissig Jahren. Die Karriereleiter kletterte er fröhlich und besonnen nach oben, bis ihm der Grad des Kapitäns geschenkt wurde: ein erlauchter Kreis, welchem lediglich sieben andere angehören. Sie alle tragen die weisse Kapitänsmütze. Erst wenn die Pension naht, rückt ein weiterer Schiffsführer nach. Damit die Achterrunde bestehen bleibt. Trotz modernster Technik, stilvollem Design und einer Speisekarte, welche keine Wünsche offen lässt: Während der Fahrt empfinde ich ein wohliges nostalgisches Gefühl – Heimat.

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