Aeschbach Chocolatier: zwischen Tradition und Augmented Reality

Text von Jessica Wirth
Bilder von Jessica Wirth

Auf den ersten Blick könnte man das moderne Gebäude am Waldrand mit einem Bürohaus in der Stadt verwechseln. Beim näheren Hinsehen wird jedoch klar: Es ist gefüllt mit süssen Versuchungen, traditionellem Handwerk und digitaler Innovation, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Die Schweiz liebt Schokolade. So steht sie ganz oben auf dem Treppchen, wenn es darum geht, den «Pro-Kopf-Verzehr» von Praline & Co zu ermitteln. Die Rangliste zeigt 10.5 kg im Jahr, vor Deutschland und Litauen. Die Tavolago hat diese Tatsache schon lange erkannt und serviert zu Kaffee, Tee oder einer heissen Schokolade in allen Betrieben die beliebten «Napolitaines»: kleine süsse Versuchungen, hübsch verpackt in den Farben des jeweiligen Restaurants. Der Ort, wo die farbenfrohen Quadrate her kommen, heisst ChocoDromo und liegt in Root bei Luzern.

Dort wird jedoch nicht nur produziert, nein. Das Haus steht Besuchern und Besucherinnen offen und lädt dazu ein, Schokolade mit allen Sinnen zu erleben: sowohl in der hauseigenen Konditorei und dem Restaurant, als auch in einer vielseitigen Ausstellung im zweiten Stock. Der Inhaber Markus Aeschbach mischt sich ab und an unter die Leute, um herauszufinden, ob das Angebot gefällt. Erkannt wird er dabei nur selten: «Bei uns dreht sich alles um die Schokolade, nicht um mich.» Und das ist dem innovativen Unternehmer gerade recht. Denn hinter der Fassade gibt es viel zu tun: Es gilt die Brücke zwischen traditionellem Handwerk und Digitalisierung zu schlagen.

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Zurück in die Zukunft

In den 70er Jahren verwöhnt bereits Aeschbach Senior die Zentralschweiz mit eigenen Kreationen und spezifischen Sortimenten für individuelle Kundenwünsche.

Da das Unternehmen stetig wächst, beginnt auch Sohn Markus mit seinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund den Vater zu unterstützen. 2003 ist es dann soweit und der Junior übernimmt definitiv das Ruder. Mittlerweile ist aus dem Junior der Patron geworden, welcher zusammen mit der dritten Generation die Firma behutsam in die Zukunft führt. Ans Aufhören denkt der innovative Kopf aber noch lange nicht. Es gilt Tradition und Digitalisierung zu verbinden: «Schokolade ist ein Naturprodukt, welches Zeit braucht, um seine Qualität zu entfalten. Hier lohnt es sich, bei den alt bewährten Abläufen zu bleiben.» Es ist dieselbe Beständigkeit, welche Aeschbach bei der Tavolago besonders schätzt: «Solche Kunden habe ich sehr gerne, da wir über die Jahre hinweg eine Partnerschaft aufbauen. Unser Name steht auf ihren Produkten, so können wir auf uns aufmerksam machen. Ist das Wetter zu schlecht für eine Schifffahrt oder den Stadtbummel, bieten wir hier in Root das perfekte alternative Programm an.»

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Neben dem Altbewährten gibt es aber auch viel Neues: Der aktuellste Wurf heisst «Aeschbach-App», welche mit Augmented Reality arbeitet. Auf eine Tafel Schokolade gehalten, erzählt das Handy deren Geschichte. «Ich behaupte, dass neun von zehn Menschen Schokolade mögen, wobei der Zehnte lügt», lacht Markus. «Mich fasziniert es, dem Genuss ein digitales Gesicht, einen Mehrwert zu geben.»

«Wir sind schliesslich eine Manufaktur und Manufaktur bedeutet: von Maschinen unterstützte Handarbeit.»
Markus Aeschbach, Inhaber Aeschbach Chocolatier

Anfassen erwünscht

Jener Mehrwert kann im ChocoDromo auch ganz real erfahren werden. Die Ausstellung «ChocoWelt» vermittelt viel Wissen und lässt ihre Besucherinnen und Besucher durch grosse Fenster in die eigentliche Produktion schauen. Auffallend ist, wie viel noch liebevoll von Hand gearbeitet wird. «Wir sind schliesslich eine Manufaktur», erklärt Markus, «und Manufaktur bedeutet: von Maschinen unterstützte Handarbeit.» Mit den eigenen Händen eine Schokolade kreieren, das ist wohl das Highlight der Ausstellung. Die digitale Variante davon heisst: «ChocoGreets»: Bild und Text auf die App hochladen und den persönlichen Schoko-Gruss per Mausklick verschicken. Bei Aeschbach gehen Tradition und Innovation Hand in Hand wobei es nach wie vor die persönlichen Erlebnisse sind, die den Patron am meisten begeistern: «Eine Handwerkerfirma hat unseren Pralinen-Workshop gebucht. Als ich die Gruppe gestandener Männer sah, dachte ich mir, die wollen doch spätestens nach 15 Minuten ein Bier trinken gehen. Eineinhalb Stunden lang haben sie mit ihren grossen Händen geduldig die kleinen Pralinen verziert.» Das vermag wohl nur die Schokolade.

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